Beim Tabellenersten in Cham gab es für die erste Mannschaft nichts zu holen – mit 1:6 ging man sogar regelrecht unter.
Dass man einen Gegner im Vorfeld und im Nachgang eines Spiels lobt, gehört zum guten Ton im Fussball. Einerseits gebieten es die Manieren, dass man nur am eigenen, niemals aber am gegnerischen Team Kritik übt. Anderseits will man im Vorfeld eines Spiels natürlich nicht überheblich daherkommen und warnt daher reichlich vor den Stärken der gegnerischen Mannschaft – unabhängig davon, welche Kräfteverhältnisse die Tabelle suggeriert.
Dass man es mit dem Lob über den Gegner aber auch etwas übertreiben kann, hat der SCOG im Spiel gegen den SC Cham anschaulich präsentiert. Da wurde im Vorfeld vielleicht einmal zu oft über die zweifellos beindruckende Siegesserie der Chamer gesprochen, die sieben Meisterschaftssiege aneinanderreihten und damit unangefochtener Leader sind. Vielleicht wurde auch einmal zu oft auf den Chamer Stürmer Reto Scherer hingewiesen, der seit Jahren mit der Zuverlässigkeit eines VW Golfs seine Tore für die Zuger schiesst. Und vielleicht wurde auch einmal zu oft darauf hingewiesen, dass sich die Chamer jeweils mit drei bis vier prominenten Spieler der ersten Mannschaft verstärken, welche in der dritthöchsten Liga der Schweiz spielt.
Den Gästen aus Luzern war der übergrosse Respekt vor dem Gegner auf jeden Fall auf Schritt und Tritt anzumerken. Und dass es so, als Team mit angeknackstem Selbstvertrauen nach vier sieglosen Spielen in Folge, gegen den auf einer Erfolgswelle reitenden Tabellenersten schwierig wird, liegt auf der Hand.
Weil es als Direktbeteiligter nicht allzu lustig ist, ausführlich über die Geschehnisse des Spiels zu berichten, mache ich die Zusammenfassung kurz und schmerzlos: Das Heimteam gab ab der ersten Sekunde den Ton an, kam bereits nach drei Minuten zur ersten grossen Chance und erzielten nach rund zehn Minuten den Führungstreffer. OG agierte völlig eingeschüchtert, konnte kaum einen Ball länger als ein paar wenige Sekunden in den eigenen Reihen halten und reihte ein Fehlzuspiel ans Nächste. Im Defensivverhalten wiederum liess das Team von Marco Häfliger jegliche Aggressivität vermissen und zeigte sich phasenweise geradezu orientierungslos. Cham bekundete überhaupt keine Mühe, diese Mängel auszunutzen und spielte sich mit temporeichem und präzisen Angriffsfussball im Minutentakt vors OG-Tor. Die brutale, wenn auch logische Konsequenz: Nach 35 Minuten führte Cham mit 4:0. Das Spiel war längst entschieden und man musste sich ernsthafte Sorgen machen, dass die Gäste aus Luzern nun komplett zusammenbrechen würden.
Immerhin konnte sich OG kurz vor und dann auch nach der Pause etwas fangen, verteidigte solider und tauchte gelegentlich nun auch in der gegnerischen Platzhälfte auf. Inwiefern die Chamer, die bereits einen, wohl aber eher zwei Gänge runtergeschaltet hatten, zur «Mini-Auferstehung» des SCOG beigetragen haben, sei mal dahingestellt. Auf jeden Fall gestaltete sich die zweite Halbzeit ausgeglichen und Dursum Music gelang mit seinem ersten Tor für OG sogar der Ehrentreffer. Weil den Gästen auf dem riesigen Hauptfeld in Cham aber zunehmend die Puste ausging, konnte sich das Heimteam in den Schlussminuten der Partie nochmals zweimal relativ simpel durch die Abwehrreihe des SCOG kombinieren und die beiden Treffer zum letztlichen Schlussstand von 6:1 erzielen.
Die Klatsche in Cham tut zwar weh, aber sie ist natürlich auch kein Weltuntergang. Darum kann es für Orange-Schwarz jetzt nur heissen: Mund abwischen und weitermachen. Und sich im Vorfeld des nächsten Spiels wieder vermehrt auf die eigenen Stärken, als diejenigen des Gegners fokussieren.
SC- Cham - SC Obergeissenstein 6:1 (4:0)
Eizmoss, 10.10.2021; 90 Zuschauer
Tore: 10. 1:0. 20. 2:0. 30. 3:0. 34. 4:0. 52. D. Music 4:1. 82. 5:1. 86. 6:1.
SCOG: Hajnal, Wildisen, Pereira (46. Wattenberg / 60. Bassi), Kok, Widmer; D. Music, Albisser, M. Stalder, Mosses; Uebelmann (75. M. Music), Vogel (65. Piattini).
Nicht im Einsatz: Schrader.
Abwesend: Illi, Arnold, Zai, Caluori, Bajor, Felber, Mutter, S. Stalder
(Autor: Elio Wildisen)